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Lehrbrief 2 – Krafttraining

1.1 Krafttraining und Trainingsmethoden

Ziel dieses Kapitels

Lerne die Grundlagen des Krafttrainings kennen: ein wenig Biomechanik, besonders aber die Methoden des Krafttrainings. Durch die Anwendung wird das Krafttraining effektiv.

Und los gehts!

Krafttraining

Vorweg die Definition von Kraft:

“Kraft im biologischen Sinne ist die Fähigkeit des Nerv-Muskel-Systems, durch Muskeltätigkeit Widerstände zu überwinden (konzentrische Kontraktion), ihnen entgegenzuwirken (exzentrische Kontraktion) und sie zu halten (isometrische Kontraktion).”

Was bedeutet Kraft für uns überhaupt?

Kraft ist die Komponente, die uns in die Lage versetzt, uns gegen die Schwerkraft (Gravitation) aufrechtzuhalten, etwas anzuheben, langsam wieder abzusetzen und etwas zu tragen.

Die Kraft richtet sich also darauf, im physikalischen Sinne Arbeit zu leisten: den eigenen Körper und oder Gewicht gegen die Schwerkraft zu bewegen: Hanteln, Wasserkisten, Kaffeetasse hochheben, laufen und etwas gegen den Reibungswiderstand bewegen.

Durch ein gezieltes Krafttraining und angemessene Muskelmasse können zudem Gelenke sicher funktionieren und ein angemessenes Körpergewicht kann in Zeiten des Überflusses leichter erreicht und gehalten werden.

Es gibt drei Kategorien, ein Gewicht gegen die Schwerkraft muskulär wirken zu lassen:

    • statisches Training – Haltearbeit
    • dynamisch-konzentrisches Training – das Gewicht gegen die Schwerkraft anzuheben
    • dynamisch-exzentrisches Training – das Gewicht mit der Schwerkraft herabzulassen.

Schauen wir uns das im Trainingsalltag genauer an:

Statisches (isometrisches) Training

Die statische Kraft ist geprägt durch die Haltearbeit des Muskels. Gegen einen Widerstand wird willkürlich durch den Muskel oder eine Muskelgruppe Spannung ausgeübt. Der Muskel verändert hierbei nicht seine Länge, sondern seine Spannung.

 

Beispiel: Trage eine Hantel durchs Studio: der Bizeps bleibt gleichlang, aber Du spürst, dass die Spannung zunimmt.

Besondere Bedeutung kommt dem statischen Training in der Bewegungstherapie und in der Rehabilitation zu, wenn der Patient sich nicht oder nur eingeschränkt bewegen kann. Geeignet ist das Training auch für bettlägerige Patienten, um die Atrophie der Muskulatur gering zu halten.

Die Vorteile des statischen Trainings sind:
    • es kann gezielt jede einzelne Muskelgruppe trainiert werden.
    • wenig Zeit- und Mittelaufwand.
    • eine Kontraktionsintensität kann gezielt über eine bestimmte Zeitdauer aufrecht erhalten werden.
Die Nachteile des statischen Trainings sind:
    • isometrisches Training fördert Verkürzungen der so trainierten Muskeln und übt einen negativen Einfluss auf die Muskelelastizität aus.
    • Die Übertragbarkeit der gewonnenen Kraft beschränkt sich auf den trainierten Gelenkwinkel. Die Gelenkwartung erfolgt nur im dynamischen Training. Somit wird auch der Gelenkschutz in den Endstellungen nicht verbessert.
    • Das Gelenk wird nicht komplett gewartet: bei dynamischer Beanspruchung ist die Gelenkstruktur über weite Teile nicht vorbereitet.
    • Es kommt zu keiner erhöhten Muskeldurchblutung und damit erfolgt keine Kapillarisierung.
    • Es besteht die Gefahr der Pressatmung: die Herz-Lungen-Kreislauf-Tätigkeit wird nicht verbessert.
    • Die inter- und intramuskuläre Koordinationsschulung entfällt.
    • Die Motivation ist gering, da die Kraftsteigerung und damit der Erfolg nur gering ist.

Grundsätzlich sollte statisches Training demjenigen vorbehalten sein, der nicht in der Lage ist, dynamisch zu trainieren, da auf diese Weise wenigstens der Muskelatrophie (Muskelabbau) Einhalt geboten werden kann. Im Zuge des wachsenden Bewegungsgewinns wird das isometrische durch ein dynamisches Training ersetzt.

 

Dies sind die Trainingsparameter für ein erfolgreiches statische Training:
    • Die Muskelspannung sollte mindestens 50-70% der Maximalkraft ausmachen, um den maximal möglichen Trainingseffekt zu erzielen.
    • Die überschwellige Muskelanspannung ist erst wirksam, wenn sie mindestens 20-30% der bis zur Erschöpfung möglichen Anspannungszeit beträgt. Bei einer Maximalbeanspruchung sind das 3-6 Sekunden, bei geringerer Intensität muss die Anspannungszeit entsprechend verändert werden.
    • Etwa fünf Trainingsreize am Tag garantieren den maximal möglichen Effekt.
Dynamisches (auxotones) Training

Bei der dynamischen Kraft kommt es zu einer Längenveränderung des Muskels ohne größere Spannungsänderung, setzt man eine langsame und konstante Bewegungsgeschwindigkeit voraus.

Die Spannungshöhe verändert sich allerdings erheblich, wenn die Geschwindigkeit der Bewegung zunimmt (siehe Kapitel “Bewegungsgeschwindigkeit unten in diesem Lehrbrief).

Die Bewegung teilt sich auf in eine konzentrische und eine exzentrische Komponente.

  • Die konzentrische Kontraktion (positiv dynamisch) bezeichnet man als überwindend: ein Gewicht wird gegen Widerstand bewegt. Die Ursprungs- und Ansatzpunkte des Muskels nähern sich aneinander an. Der Muskel wirkt als Agonist.
  • Die exzentrische Arbeitsweise (negativ dynamisch) ist die nachgebende: ein Gewicht wird mit dem Widerstand gesenkt. Ursprung und Ansatz des Muskels entfernen sich gegen Widerstand voneinander. So wirkt der Muskel als Antagonist.

Diese – dynamische – Trainingsform ist die am häufigsten benutzte Methode zur Vergrößerung der Muskelkraft. Der wesentliche Vorteil der dynamischen Trainingsform ist die Einbeziehung der Kraftbeanspruchung in den Bewegungsablauf, der für die betreffenden Sportart relevant ist. Die unterschiedliche Belastungsintensität der an einem Bewegungsablauf beteiligten Muskulatur bedingt, dass die maximale Intensität vom schwächsten Glied der Kette bestimmt wird.

Die Trainingsparameter des dynamischen Trainings schauen wir uns später in diesem Lehrbrief sehr genau an!

Jetzt erst einmal einen kleinen Exkurs in die Biomechanik, um besser zu verstehen, welche Kräfte auf den Muskel wirken.

Exkurs: Ein bißchen Biomechanik

Das primäre Ziel für die Muskelarbeit ist “aufrechter Gang” und “tägliches Leben absolvieren”. Jede Muskelarbeit richtet sich daher zunächst gegen die Schwerkraft. Auch wenn Dein Ziel ein  schöner und ästhetischer Körper ist: der Muskelaufbau folgt stets den Gesetzen der Physik und Deinen persönlichen Gegebenheiten.

Unser Thema hier ist das Verständnis vom Muskel-Schwerkraft-Zusammenhang.

Wir unterscheiden bei der Muskelarbeit die Kraftkurve und die Widerstandskurve.

Die Kraftkurve ist die Kurve der Kraftfähigkeit, die ein Muskel während der Kontraktion absolvieren kann (siehe unten: 1. Grafik).

Die Widerstandskurve wird erzeugt durch die Umstände, mit denen ein Gegenstand durch den Muskel bewegt wird (2. Grafik).

Gelenkschonend – auch für gesunde Sportler – ist es, wenn die Kraftkurve möglichst mit der Widerstandskurve übereinstimmt.
Das passt z.B.  wie beim klassischen Bizepscurl mit der Kurzhantel gut zusammen.
Dennoch muss man sich klarmachen, dass ein Gelenk niemals eine lupenreine Kraftkurve erzeugt: durch eine Roll- und Gleitbewegung der Gelenke ist auch die Kraftkurve immer dynamisch.

Aufgrund der Hebelverhältnisse der Skelettmuskulatur ist in den Extremitäten das mittlere Drittel des Muskelbauches das Stärkste.
Bei der Rumpfmuskulatur ist die Kraftkurve linear ansteigend.

In der Grafik siehst Du den Verlauf der Kraftkurve des Bizeps beim Bizepscurl. Wenn der Lastarm (die gedachte Hantel in der Hand) am weitesten von der Bewegungsachse (hier Ellenbogen) entfernt ist, ist die Last am höchsten. Das heißt: da ist die aufzuwendende Kraft am größten.

Bei der Annäherung beider Muskelenden kommt es im Verlauf der Bewegung zu einem unterschiedlichem Verlauf der aufwendbaren Kraft. Diese Grafik der Kraft heißt Kraftkurve.

In der rechten Grafik siehst Du die Kurve des Widerstandes, den das Gewicht erzeugt. Diese Kurve heißt Widerstandskurve.

Beim klassichen Bizepscurl passen Kraft- und Widerstandskurve quasi perfekt zusammen.

Kraftkurve und Widerstandskurve beim Bizepscurl. Aus: Gottlob: Differenziertes Krafttraining. München, Jena 2001. S. 77

Nun übertrag dieses Wissen auf unterschiedliche Übungen:

Bizepscurl (Grafik 1): Die klassischste und direkteste Übung ist der Bizepscurl mit Kurzhantel: Kraft- und Widerstandskurve stimmen überein.

Bizeps am Kabel (Grafik 2): Stehst Du hierbei am schräg verlaufenden Kabel, ändert sich bereits die Widerstandskurve und passt nicht mehr optimal zur Kraftkurve des Bizeps. Dennoch ist das eine tolle Bizepsübung.

Bizepsmaschine 1 (Grafik 3): die Widerstandskurve an der Bizepsmaschne ohne Exzenter in der Drehachse erzeugt eine Widerstandskurve, die die Kraftfähigkeit des Muskels nicht berücksichtigt. Das fühlt sich nicht besonders gut an.

Bizepsmaschine 2 (Grafik 4): Die Bizepsmaschine mit gutem Exzenter als Drehachse erzeugt eine gute Widerstandskurve, die den Kraftfähigkeiten des Muskels entspricht: diese Bizepsmaschine wird sich bei der Bewegung sehr gut anfühlen.

Nicht so gut fühlt sich z.B. der Scottcurl an: hierbei ist der Punkt des höchsten Widerstandes nicht genau am Punkt der höchsten Leistungsfähigkeit des Muskels.
Problematisch werden Übungen an den Geräten, deren Widerstandskurve nicht mit der Kraftkurve des Muskels übereinstimmt.
Ebenfalls problematisch sind Geräte mit schlecht konstruierten Exzentern, die die Kraftkurve, also die höchste Kraftfähigkeit des Muskels, komplett außer acht lassen.

Aus: Gottlob: Differenziertes Krafttraining. München, Jena 2001.

Exzenter:

Umlenkrolle an Bizeps- und Trizepsmaschinen sowie an Beinbeuge- und Beinstreckmaschinen. Sie erzeugt eine Widerstandskurve, die der Kraftkurve des Muskels entspricht.

Wenn Du demnächst z.B. Deinen Bizeps trainierst, achte auf Folgendes:

    • Die meiste Kraft beim freien Bizepscurls kann Dein Muskel aufbringen (und genau das möchtest Du ja, damit der Muskel wächst!), wenn Dein Ellbogen neben Deinem Körper bleibt: Er soll nicht nach vorne, nach hinten oder seitlich ausweichen. Hierbei ist die Arbeit für den Muskel besonders groß.
    • Den größten Widerstand spürst Du, wenn die Hantel den weitesten Weg gegen den Boden, also die Schwerkraft zurücklegen muss. Beim klassischen Bizepscurl ist das bei 90° Armbeugung.
    • Wenn Du eine andere Übung auswählst, achte darauf, dass der größte Widerstand in dieser 90°-Position auftritt: dazu musst Du unter Umständen Deine Armposition ändern.
    • Fühle die Übung und die Arbeit des Gewichtes auf den Muskel. Sei geduldig hierbei. Nicht optimal ist es, wenn Du beim Start der Übung oder gegen Ende der Bewegung den größten Widerstand spürst: dann ist die Übung für die Fähigkeit des Muskels nicht optimal ausgeführt!

Diese Tipps lassen sich natürlich auf alle anderen Bewegungsabläufe übertragen.

Bewegungsgeschwindigkeit

Unterschiedliche Sportarten und Geschwindigkeiten erzeugen unterschiedliche Kräfte, die natürlich auch auf Muskel, Sehnen, Bänder und Gelenke wirken. Das kannst Du hier schön sehen:

In der Grafik erkennst Du, dass zwei Kraftkomponenten hinzukommen, die man für das Verständnis von Kraftmethoden und zur Gestaltung von Trainingsprogrammen kennen sollte. die Bescheunigungs– und die Bremskraft. Willst Du einen Gegenstand beschleunigen (konzentrische Phase), benötigst Du mehr Kraft, ihn in Bewegung zu bringen als ihn in Bewegung zu halten. Will man den Gegestand wieder abbremsen (exzentrische Phase), benötigt man auch hierfür wieder mehr Kraft, als wenn man den Gegenstand in Bewegung halten will. Ein Beispiel: wenn Du ein Auto anschieben willst, benötigst Du viel Kraft, um es in Bewegung zu bringen. Wenn Du es dann wieder abbremsen willst, benötigst Du wieder viel Kraft, um es anzuhalten. Diese beiden Komponenten findest Du in der Grafik wieder.

  • Die moderate Bewegung findest Du bei gleichmäßiger Trainingsgeschwindigkeit: sie ist eine gute Option für Anfänger und fortschrittene Fitnesssportler, aber auch für Sportler mit Verletzungen oder ältere Menschen mit bestimmten Einschränkungen.
  • Die dynamische Bewegung ist sehr gut geeignet für alle Sportler, die gesund und belastbar sind. Sie eignet sich als Training für viele Breiten- und Leistungssportler, die sich gezielt auf sportartspezifische Belastungen vorbereiten oder nach überstandenen Verletzungen wieder in den Sport zurückkehren wollen.
  • Hochdynamische Bewegungen setzen einen gesunden Bewegungsapparat voraus und sind im Leistungs- und Breitensport zuhause. Beispiele sind Sprung- und Landebewegungen, Starts beim Sprint und schnelle Umschaltbewegungen wie z.B. beim alpinen Abfahrtslauf.

Aus: Gottlob: Differenziertes Krafttraining. München, Jena 2001.

Dieses Wissen benötigst Du,

    • wenn Du für die Gestaltung einen Sportler-Planes schnelle und explosive Bewegungen berücksichtigen (Schnellkraft, Explosivkraft, Reaktivkraft: siehe Kapitel “Formen der Kraft (Muskelaktionsformen)
    • wenn Du mit verletzten Sportlern zu tun hast: siehe Kapitel Sportverletzungen. Verletzte oder degenerierte Strukturen benötigen zunächst möglichst gleichmäßige und moderate Kraftwirkungen und keine Belastungsspitzen wie Beschleunigungs- und Abbremskräfte.

Fachchinesisch: Was heißt was?

der Muskel zieht sich zusammen

der Muskel wird wieder lang

haltend

Fragen zur Kraft

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Welche drei Kategorien der Muskelbewegung kennst Du?

Statisch, dynamisch konzentrisch und dynamisch exzentrisch

Was versteht man unter statischem Training, für wen ist es geeignet und welches sind die Trainingsparameter?

Statisches Training bedeutet: die Muskulatur hält ein Gewicht oder einen Widerstand (Gewicht). Die Länge des Muskels verändert sich nicht, mit zunehmender Dauer aber die Spannung im Muskel. Statisches Training ist ein sehr gutes Training, wenn Gelenke nicht bewegt werden solen, also bei Verletzungen oder bei Bettlägrigkeit sowie zum Wiedereinstieg in dynamische Trainingsformen. Die Trainingsparameter sind:
– 50-70% der Maximalkraft
– 20-30% der bis zur Erschöpfung möglichen Anspannungszeit
etwa fünf Trainingsreize am Tag

Dynamisches Training unterteilt sich in eine konzentrisch und eine exzenrische Phase. Beschreibe die Kräfte, die während dieser Phasen wirken. Welche Auswirkungen musst Du für die Trainingsplanung dabei beachten?

Beim dynamischen Training wirken in der konzentrischen Phase Beschleunigungskräfte, bei der exzentrischen Phase Abbremskräfte. Beide Kräfte können so hoch sein, dass sie Auswirkungen auf verletzte oder degeneriere Körperstrukturen haben. Daher sollte man die Geschwindigkeit einer Bewegung bei der Trainingsplanerstellung berücksichtigen.

Die Formen der Kraft (Muskelaktionsformen):

Die Muskelaktionsformen beschreiben die Möglichkeiten des Bewegungsapparates – ich schreibe bewußt nicht nur: der Muskulatur, denn es ist die komplette kontraktile Einheit gemeint – , Lasten mit unterschiedlichem Gewicht und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu bewegen.
Bedenke dabei: diese Bewegungen können statisch, dynamisch konzentrisch und/oder dynamisch exzentrisch ausfallen. Dieses Wissen hast Du im Kapitel zum Thema Krafttraining soeben gelernt und kannst es jetzt schon anwenden!

Maximalkraft

ist die Kraft, die ein Muskel oder eine Muskelkette für eine Wiederholung rekrutieren kann.

Eine Unterform der Maximalkraft ist die Schnellkraft mit ihren Unterformen Reaktivkraft und Explosivkraft.

Schnellkraft

ist die Fähigkeit des neuromuskulären Systems, einen möglichst großen Kraftstoß innerhalb der verfügbaren kurzen Zeit zu entfalten. Je kürzer die für einen Schnellkrafteinsatz zur Verfügung stehende Zeiteinheit, desto größer ist die Bedeutung eines steilen Kraftanstieges während des Bewegungsablaufes.
Ein Beispiel aus dem Sprint: das Halten einer hohen Geschwindigkeit.

Reaktivkraft ist die Fähigkeit, innerhalb eines Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus eine hohe Kraft zu entfalten. Ein Beispiel hierfür ist das Springen wie z.B. bei Hochsprung.

Explosivkraft ist die Fähigkeit, eine Bewegung mit einer möglichst hohen Beschleunigung auszuführen. Ein Beispiel hierfür ist das Starten aus dem Startblock oder bei einer Kniebeuge ein Gewicht explosiv anzuheben.

Kraftausdauer

ist die Fähigkeit des Nerv-Muskelsystems, eine Arbeit über einen längeren Zeitraum zu absolvieren. Hierbei spielt die Geschwindigkeit der Bewegung eine untergeordnete Rolle.

Tipp für die Praxis

Das Training unterschiedlicher Kraftformen wird eher sportartspezifisch angewendet, kann aber durchaus als Variation bzw. Störung der Trainingsroutine im Studio sinnvoll sein und Spaß machen.
Ein Beispiel wären schnellkräftige Bewegungsabläufe als Sturzprophylaxe oder Kraftausdauertraining bei routinierten Kraftsportlern auf einem Leistungsplateau, wie man sie im Studioalltag häufig findet.

Methoden zur Entwicklung spezifischer Kraftfähigkeiten

Maximalkrafttraining / Intramuskuläres Koordinationstraining

Die Maximalkraft ist die höchste Kraft, die das neuromuskuläre System bei einer maximalen willkürlichen Kontraktion entfalten kann. Für die Praxis bedeutet das: die Maximalkraft ist so hoch, dass ein Gewicht konzentrisch einmal bewältigt werden kann (Repetition Maximum  = RM).
Das Training der Maximalkraft erfolgt bei sehr hohen Gewichten und verbessert die intramuskuläre Koordination: das Training verbessert das Nerv-Muskel-Zusammenspiel.
Die Maximalkraft kann ebenfalls gesteigert werden durch ein Hypertrophie- (Muskelaufbau-) Training: bei submaximalen Widerständen wird die Muskelmasse durch Einlagerung von kontraktilen Proteinen Aktin und Myosin vergrößert.

Wir beschränken uns hier auf die bewegliche, also dynamische Form der Maximalkraft.
Für die Praxis bedeutet das:

Die Maximalkraft ist so hoch, dass ein Gewicht konzentrisch einmal bewältigt werden kann (Repetition Maximum = RM)

Das Training der Maximalkraft erfolgt bei sehr hohen Gewichten verbessert das Nerv-Muskel-Zusammenspiel (intramuskuläre Koordination).
Ein zentrales Kriterium für die Entfaltung einer großen Maximalkraft ist ein großer Muskelquerschnitt!

Trainingsparameter Maximalkraft
  • Intensität: 90 – 100 %
  • 3 – 1 Wiederholungen
  • 3 – 4 Serien/Sätze
  • 4 – 6 Minuten Pause: vollständige Erholung
  • Rhythmus 1- 0 – 1
  • Eine Hauptübung
Ziel Maximalkrafttraining:

Verbesserung der intramuskulären Koordination;

mehr Kraft durch gute Ansteuerung des Muskels

Kraftausdauertraining

schult die Fähigkeit des neuromuskulären Systems,

    • eine möglichst hohe Impulssumme (Wiederholungen) in einer angegebenen Zeit gegen höhere Lasten zu produzieren,
    • bzw. das Vermögen, eine gegebene Kraftbelastung möglichst lange aufrecht zu erhalten (hohe Wiederholungszahl bei dynamischen oder Haltedauer bei statischen Belastungen).

Das Training bei 20 – 30 % der Maximalkraft  (je nach Autoren) führt primär zu einer Verbesserung der Kraftausdauer und sekundär zu einer Steigerung der Maximalkraft.

Trainingsparameter Kraftausdauertraining
  • Intensität: 30 – 50 %
  • 15 – 20 Wiederholungen
  • 3 – 4 Serien/Sätze
  • Pause: 1 – 2 Minuten
  • Rhythmus: 2 – 0 – 2
Ziel Kraftausdauertraining:
  • längere Aufrechterhaltung einer muskulären Arbeit
  • verbesserte Kapillarisierung
  • damit auch sekundär verbesserte Grundlage für mehr Maximalkraft

Hypertrophie-Training

    Neben dem Parameter der Wiederholungen kann man “time under tension” nutzen. Dazu werden im Bereich der Hypertrophie die Belastungen 90 – 120 Sekunden gehalten.

    Der entscheidende Parameter für eine gelungene Hypertrophie ist die Summation der Belastungen, also die gesamte Menge des bewegten Gewichtes. Die Pausenzeiten scheinen hierbei keine Rolle zu spielen.

    Hypertrophietraining ist auch für recht untrainierte oder ältere Personen eine gute Option, denn sehr schnell verbessert sich die neuromuskuläre Ansteuerung und die Impulse zur Vergrößerung der Muskulatur wirken effektiv.

    Trainingsparameter Hypertrophie-Training
    • Intensität: 70 – 95 % EWM
    • 8- 12 Wiederholungen
    • 3 – 4 Sätze / Serien
    • Rhythmus: 2 – 0-   2, langsam und gleichmäßig
    • Pause: 1 – 2 Minuten
    Ziel Hypertrophie-Training
    • Vergrößerung des Muskelquerschnitts
    • Verbesserung der Parameter für mehr Maximalkraft (mehr Sarkomere) und bessere Kraftausdauer (mehr Mitochondrien)
    Special: Hypertrophie-Training mit exzentrischer Komponente
    • Intensität: 70 – 100% EWM
    • Rhythmus: 3 – 0-   1, langsam und gleichmäßig
    •  1 – 12 Wdh Wiederholungen
    •  3 – 6 Sätze / Serien
    • Pausen: ca. 45 Sekunden
    • Frequenz:

    3 x / Woche (Ganzkörper);
    4 x /Woche (Splittraining);

    Achtung: diese Form der Hypertrophie nur gelegentlich anwenden!

    Ziel exzentrisches Hypertrophie-Training

    • Vergrößerung des Muskelquerschnitts
    • eine hohe Belastung zur Störung der Homöostase (energetisches Gleichgewicht) setzen
    Alle Kraftformen beruhen letztlich auf zwei Komponenten:
    1. 1.  der Maximalkraft (je mehr Maximalkraft, desto besser können auch die anderen Kraftformen werden) und
    2. 2. auf den Fähigkeiten zur Ansteuerung (Nerv-Muskel-Aktionspotential).

    Fragen zu den Formen der Kraft und der Krafttrainingsmethoden

    Akkordeon schließen
    Welche Formen der Kraft unterscheidest Du?

    Maximalkraft ist die Fähigkeit, eine maximale Kraftleistung mit einer Wiederholung abzurufen.

    Unterformen der Kraft sind Schnellkraft (einen Widerstand mit hoher Geschwindigkeit bewegen zu können) und die Kraftausdauer (einen Widerstand über einen definierten Zeitraum bewegen zu können).

    Welche Krafttrainingsmethoden kennst Du?

     

    Maximalkrafttraining, Kraftausdauerraining und Hypertrophietraining
    (sowie Schnellkrafttraining mit Reaktivkraft und Explosivkraft)

    Wie organisierst Du das Training der Hypertrophie (nicht für den Leistungsbereich)?

    Ziel: Vergrößerng des Muskelquerschnittes

    Methode:
    70 – 100% Intensität
    langsamer und gleichmäßiger Rhythmus 2 – 0 – 2
    8 – 12 Wiederholungen
    1 – 2 Minuten Pause
    2 – 3 Mal pro Woche

    Lerne auch die Methoden des Kraftausdauer- und des Maximalkrafttrainings

    Die Anwendung der Trainingsmethoden gemäß dem Trainingsziel

    Welche Methoden sind nun für welche Sportler bzw. welches Ziel die passenden?

    Für den Einsteiger oder den Fitnesssportler eignet sich die Methode zur Entwicklung von Fitness und Gesundheit (Kraftaufbau) sehr gut. Wir haben sehr viele Möglichkeiten, die Übungen  mit den unterschiedlichen Belastungsnormativen zu variieren.
    Dennoch kann man natürlich auch im Breitensport auf die anderen Kraftmethoden ausweichen.
    Es ist allerdings sehr viel gewonnen, wenn man die Möglichkeiten der Entwickung von Fitness und Gesundheit (Kraftaufbau) sicher kennt und anwenden kann.

    Belastungsnormative

    Die Erstellung von Trainingsprogrammen folgt natürlich dem Ziel des Sportlers. Kennen wir das Ziel, können wir als Trainer helfen, die Kraftfähigkeiten entwickeln.
    Hierfür werden nun einige Methoden und Belastungsnormative vorgestellt, mit denen Programme flexibel entwickelt und eingesetzt werden können. Das verschafft Dir als Trainer eine Vielzahl von Möglichkeiten, um variable und interessante Trainingsprogramme spezifisch zu entwickeln.

    Die Instrumente zur Variation der Trainingssteuerung heißen Belastungsnormative. Hier findest Du die

    • Intensität: Ausgehend von der Maximalkraft des Sportlers (auch des Anfängers) werden zur Auswahl des Gewichtes die Prozentzahl des Einwiederholungsmaximums (EWM) angeben.
    • Rhythmus: hier geben wir drei Zeiten (jeweils in Sekunden) an: exzentrisch – Umkehrzeit – konzentrisch.
    • Umfang (Wiederholungen): eine definierte Anzahl an Wiederholungen werden absolviert oder
      Belastungsdauer (time under tension): das ist eine Alternative zu den Wiederholungszahlen. Sie bezeichnet die Dauer des Satzes.
    • Umfang (Sätze): so viele Sätze werden absolviert.
    • Pausen: die Pausen zwischen den Sätzen ist für die Erholung (Regeneration) der Muskulatur, ganz konkret für die Wiederherstellung der ATP-Reserven und damit zur erneuten Leistungsfähigkeit der Sarkomere wichtig.
    • Frequenz: wie oft in der Woche das Training stattfinden soll.

    Hier wird es konkret: Du kannst hier zielgenau ablesen, welche Belastungsnormative für welche Trainingsart genutzt werden kann.

    Ziel: Entwicklung von Fitness und Gesundheit (Kraftaufbau)

    • Intensität: 60 – 95% EWM
    • Rhythmus: 2- 0 – 2, langsam und gleichmäßig
    • Umfang (Wiederholungen): 8 – 12 Wdh.; Hochtrainiert: 6 – 12 Wdh. oder
      Belastungsdauer (time under tension): > 90 – 120 Sekunden
    • Umfang (Sätze): 1 – 3 Sätze, bei Fortgeschrittenen 3 – 6 Sätze
    • Pausen: 3 – 4 Minuten
    • Frequenz:

    Anfänger: 2 – 3 /Woche (Ganzkörper);
    Fortgeschritten: 3 x / Woche (Ganzkörper); 4 x /Woche (Splittraining);
    Hochtrainiert:
    3 – 6 x / Woche (Ganzkörper);  4 – 6 x /Woche (Splittraining)

    Trainingseinsteiger

    Beim Trainingseinsteiger können wir weder Technik (das Beherrschen von Bewegungsabläufen) noch eine gute muskuläre Ansteuerung  voraussetzen.  Das bedeutet, dass wir mit dem Trainingsanfänger zunächst einige Übungen auswählen, die es dem Trainierenden leicht machen. Überlege dabei: die Situation für den Kunden ist neu, Leute neu, Geräte und Übungen neu, vielleicht unzufrieden mit dem eigenen Erscheinungsbild.

    Deshalb wähle Übungen,

      • die koordinativ zunächst einfach sind.
      • bei denen das Gerät leicht einzustellen ist,
      • die den Fähigkeiten und Voraussetzungen des Sportlers entsprechen (Vorerfahrung, gesundheitliche Einschränkungen)
      • die an die zeitlichen Vorgaben angepasst sind.

    Wähle für den Anfang gerne Muskelgruppen statt einzelne Muskeln: so aktivierst Du mehrere Muskeln  mit einer Übung, z.B.

    • Bankdrückmaschine (M. pectoralis major, vorderer Teil des M. deltoideus und M. trizepz)
    • Rudermaschine (M. latissimus dorsi, M. trapezius und M. bizeps)
    • Beinpresse (M. glutaeus maximus, M. quadrizeps, M. ischiocrurales)
    • Crunches und Situps: Hüftbeugerkette (Bauchmuskeln, M. iliopsoas)
    • Römische Liege:  schräge Variante: Hüftstreckerkette (Mm. erector spinae, M. glutaeus maximus, M. iliopsoas)
    • und vielleicht nimmst Du noch ein oder zwei andere Übungen dazu: frag den Sportler nach seinen Präferenzen!

    Du musst nicht jeden Muskel für den Anfang berücksichtigen. Kleine Muskeln sind zwar optisch und funktionell wichtig, aber denke lieber zunächst in Muskelketten: das aktiviert nicht nur viele Muskeln, sondern schult Bewegungsabläufe und kurbelt den Stoffwechsel an. So schaffst Du Anpassungsprozesse in allen beteiligten Strukturen wie Sehnen, Bändern, Gelenken, Knochen und Knorpel.
    Vergiß nicht: warm up und cool down, ein Ausdauerprogramm sowie ein kleines Dehnprogramm gehören dazu!

    Sei pingelig bei der Trainingssteuerung, also bei der Auswahl der Belastungsnormative:

    • Intensität: 60 – 75% EWM (steigern kannst Du dann später!)
    • Rhythmus: 2 – 0 – 2, langsam und gleichmäßig
    • Umfang (Wiederholungen): 8 – 12 Wdh.
      Belastungsdauer (time under tension): > 90 – 120 Sekunden
    • Umfang (Sätze): 2 – 3 Sätze,
    • Pausen: 3 – 4 Minuten
    • Frequenz beim Anfänger: 2 – 3 /Woche (Ganzkörper); kein Splitprogramm

     

    Jeder Satz sollte anstrengend sein und erst beendet werden, wenn der Muskel ermüdet ist.
    Schreibe nicht nur die Details auf den Trainingsplan, sondern erkläre dem Sportler auch, dass die Intensität – auch von Satz zu Satz – variabel ist: sie sollte sich stetig verbessern. Alle anderen Werte bleiben zunächst unverändert.
    Erkläre ebenfalls, dass das Startprogramm nur für wenige Wochen passend ist: nach 4-6 Wochen sollte das Programm umgestellt werden (Prinzip der steigenden Belastung, Prinzip der variablen Belastung), um ein Leistungsplateau zu vermeiden.

    Nicht jeder Sportler handelt aus Lust an der Bewegung! Schreibe als Trainingsprogramme, die einfach zu bewältigen sind. Quäle den Sportler nicht zum Training, sondern schaffe seine Motivationshürde beiseite. Vielleicht hilft die Vorstellung, dass es dem Sportler auch nach einem anstrengenden Arbeitstag besser geht, wenn er das Training absolviert hat.

    Ein Anschlussprogramm kann dann neue Übungen enthalten, eine Steigerung der Umfänge (Sätze) oder eine Variation der Wiederholungen enthalten.
    Wähle die Übungen auch hierbei so aus, dass der Sportler seine Bewegungskoordination verbessert (Hantel- oder Kabelzugübungen hinzunehmen), und frage nach Präferenzen. Binde den Sportler mit ein, denn nur so kannst Du die Motivation hochhalten.

    Übung für Dich

     

    Schreibe einen anderen Trainingsplan mit Übungen für einen Trainingsanfänger. Berücksichtige auch die Belastungsnormative!
    Wähle andere Übungen als die in der Vorgabe.

    Schreibe einen Folge-Trainingsplan mit Übungen für einen Trainingsanfänger. Berücksichtige auch die Belastungsnormative!
    Wähle andere Übungen als die in der Vorgabe.

    Ein Beispiel für ein Folge-Trainingsprogramm:

    • Bankdrücken mit Langhantel
    • Rudern am Kabel
    • Kniebeuge mit Langhantel
    • Crunches und Situps mit schräger Variante
    • Good Morning mit Langhantel
    • Bizepscurls
    • Trizeps am Kabelzug

     Die Auswahl der Belastungsnormative:

    • Intensität: 60 – 85% EWM: steigern kannst Du dann später!
    • Rhythmus: 2- 0 – 2, langsam und gleichmäßig
    • Umfang (Wiederholungen): 6 – 12 Wdh.
      Belastungsdauer (time under tension): > 90 – 120 Sekunden
    • Umfang (Sätze): 3 – 4 Sätze,
    • Pausen: 3 – 4 Minuten
    • Frequenz: 3 x /Woche (Ganzkörper); kein Splitprogramm

    Dieses Programm ist natürlich nur eine von vielen Varianten. Deiner Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
    Beachte aber die Trainingsprinzipien!

    Trainingsprogramme für Fortgeschrittene

    Als fortgeschrittene Sportler bezeichnen wir diejenigen, die drei Monate durchgehalten und regelmäßig trainiert haben. Sie haben zwei aufeinander aufbauende Trainingsprogramme absolviert. Die Muskelkraft hat sich deutlich gesteigert, und auch der gesamte Bewegungsapparat hat sich schon ein wenig, wenn auch fast unmerklich angepasst.

    Natürlich kann man bei dreimaligem Training pro Woche einen ganz normalen Rhythmus mit einem Ganzkörperprogramm weiterverfolgen, denn oft reicht solch ein Programm mit Variationen der Übungen und aller anderen Trainingsparameter zur Erhaltung der Gesundheit und des Trainingsstandards aus. Aber viele Sportler wollen sich entwickeln und ihre Muskulatur vergrößern. Dieses Training nennt man Hypertrophietraining.

    Hypertrophie meint: Wachstum des Muskels, oder genauer gesagt: Aufbau von neuen Sarkomeren in Länge und Breite des Muskels, oder auch Muskelproteinsynthese.

    Schauen wir uns die Begriffe näher an:

    Aufbau von neuen Sarkomeren: nicht etwa die Anzahl an Muskelzellen nimmt zu, sondern die Anzahl an Sarkomeren innerhalb der Muskelfaser. Diese Zellen lagern sich in der Länge wie auch in der Breite ein. Dabei werden vorhandene Sarkomere tatsächlich auch kürzer, um mehr davon unterbringen zu können.
    Um mehr Sarkomere aufbauen zu können, benötigt der Muskel Proteine, die in geeigneter Form an Ort und Stelle geliefert werden müssen. Hier werden sie passgenau so eingebaut, dass wieder die Form der Funktion folgt: wenn mehr Kraft nötig ist, sind auch mehr Sakomere nötig, sind auch mehr Mitochondrien nötig und es ist mehr ATP nötig. Dieser Prozess ist ein aufbauender Prozess: man nennt die aufbauenden Prozesse anabol.

    Im Breitensport machen viele Sportler den Fehler, die Wichtigkeit von Regeneration und Pausen im Sinne des Trainingsprinzips der Relation von Belastung und Erholung zu vergessen: sie trainieren jeden Tag hart und wundern sich, immer müder und weniger leistungsfähig zu werden. Hier kommt der anabole Prozess ins Stocken, weil der Körper einfach längere Zeit benötigt, um Muskelprotein als Sarkomere aufzubauen.

    Werden Muskeln hingegen nicht mehr benötigt, wird das überflüssige Protein in Form von Sarkomeren wieder entfernt: dieser Prozess heißt abbauend: katabol.
    Katabole Prozesse werden nach ein paar Tagen der Inaktivität eingeleitet. Dabei gilt: je höher das Trainingsniveau (und das meint in erster Linie, ein hohes Energiepolster zu besitzen), desto eher kann man sich die Trainingspause erlauben.
    Übrigens: Im Rahmen des Trainingsprinzips der periodisierten Regeneration ist gerade bei Sportlern auf hohem Niveau diese Trainingspause zweimal im Jahr essentiell für die Regeneration.

    Splitprogramme

    Sehr beliebt sind Splitprogramme, also Programme, bei denen nicht in jeder Trainingseinheit dieselben Muskelgruppen trainiert werden.
    Das macht nur Sinn, wenn der Sportler bereits einige Trainingserfahrung hat, denn nur so lassen sich Überlastungsschäden vermeiden.
    Außerdem machen Splitprogramme nur Sinn, wenn das Trainingsprinzip der “Relation von Belastung und Erholung” eingehalten werden.

    Special: Muskel-Atrophie

    Es gibt ein paar Situationen, die dafür sorgen, dass man Muskeln verliert. Warum tut der Körper das? Er versucht immer, Energie zu sparen. Muskeln verbrauchen ja unheimlich viel Energie, und sollten sie nicht gebraucht werden, werden sie abgebaut, um Energie zu sparen und die freiwerdende Proteine anders verwerten zu können.

    Man unterscheidet bei der Atrophie zwischen reversibel und nicht reversibel.

    Reversible Atrophie findet immer als Folge von Nichtgebrauch statt: bei körperliche Inaktivität, bei Immobilisation (z.B. als Folge von Gips oder Schiene bei Frakturen), aber auch im Altersgang: hier nennt man die Atrophie Sarkopenie.
    Durch den Gebrauch der Muskulatur verbessert sich die Situation immer wieder, übrigens bis ins höchste Alter.

    Irreversible Atrophie entsteht nach Nervenschädigungen: kann der Nervenimpuls in die Arbeitsmuskulatur nicht weitergeleitet werden, verschwindet nach und nach die Muskulatur zugunsten von Bindegewebe. Das findet z.B. bei Querschnittsverletzungen der Wirbelsäule statt.